Foto: David Mark

Rettet den Boden!

Warum wir um das Leben unter unseren Füßen kämpfen müssen
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Wie lange dauert es eigentlich, bis toter Boden wieder belebt wird? Wann kommen die ersten Pflanzen und wann die ersten Bodentiere, und wie kommen sie? Und wann ist ein toter Boden wieder so weit belkebt, dass andere von ihm leben können - am Ende auch wir Menschen? Um das herauszufinden wurde in der »Bergbaufolgelandschaft« der Niederlausitz für die Wissenschaft ein sechs Hektar großes Versuchsgebiet installiert: Das »Hühnerwasser« soll das Quellgebiet eines künftigen Baches werden, da wo früher mal einer abgebaggert wurde. Es bestand zunächst nur aus einer riesigen Kuhle mit Gefälle, die erst mit Lehm ausgekleidet und dann mit Sand aufgefüllt wurde. Dann warteten die Bodenforscher - aber nicht sehr lange. Denn die ersten neuen Bewohner kamen sehr bald in dem eben noch sterilen Boden an: Thekamöben und Wimperntierchen, und dann bald auch Fadenwürmer und Bärtierchen. Diese winzigen Bodentiere können nicht fliegen und kamen wohl doch durch die Luft. An den Füßen von Vögeln oder tatsächlich geflogen mit dem Wind. Nematoden und Bärtierchen zum Beispiel können sich selbst bei widrigen Bedingungen in sogenannte Kryptobiose versetzen. Dafür ersetzen sie das Wasser in ihren durchlässigen Körpern durch Zucker und lassen sich austrocknen. Sie werden klein und leicht und ein Windstoß kann sie mit dem trockenen Oberboden davon tragen. Bis allerdings der erste Regenwurm im jungen Boden ankommt, kann es weit über zehn Jahre lang dauern. Und bis dort etwas gewachsen ist, was wir Menschen ernten können, dauert es mindestens hundert Jahre. Und dann ist es nur Holz und noch lange nichts, was wie essen können …
Bärtierchen in Kryptobiose Die Tiere ziehen die Beinchen an den Körper und lassen sich austrocknen. In diesem Zustand werden sie Tönnchen genannt. So können sie widrige Zeiten sehr lange überleben. So haben sie sogar einen Flug durchs Weltall überlebt - außen und ohne Schutz.
Was nach dem Braunkohlebagger kommt: Erste Besiedelung durch Pflanzen im nieder- lausitzer Bodenforschungsgebiet Hühnerwasser.
Wenn (fast) nichts mehr hilft: Desertifikation - Wüstenbildung Noch nie in der Geschichte der Menschheit sind wir derart flächendeckend weltweit gegen unsere eigenen Lebensgrundlagen im Wortsinn »zu Felde« gezogen. Tatsächlich ziehen wir uns selbst den Boden unter den Füßen weg. Auch das wieder wörtlich gemeint, denn unsere Form der Bodenbearbeitung tötet nicht nur das Leben im Boden, sondern sorgt auch für Erosion durch Wind und Wasser. Und wie das endet, kann man sich in der Sahelzone anschauen, wo der Raubbau an den Böden zu dauerhafter Verwüstung geführt hat. Man muss dafür aber nicht nach Afrika fahren. Im Süden Spaniens lassen sich malerisch verfallende Fincas besichtigen, ehemals profitable Bauernhöfe, die jahrhundertelang die Menschen ernährten. Jetzt stehen sie in einer, von tiefen Erosionsgräben durchzogenen, stetig wachsenden Wüste. Und auch die von Touristen gern besuchten Karstlandschaften des Balkans und Süditaliens sind Zeugen vergangenen Raubbaus. Der Wald, der dort einstmals wuchs, ist nie wiedergekommen.
Foto: Slowdef

Wüstenbildung in Spanien

Wenn die flache Schicht fruchtbaren Bodens erst einmal fort ist, gelingt es uns kaum mehr, das Land wieder urbar zu machen. Die natürlichen Prozesse der Bodenbildung laufen in zeitlichen Dimensionen ab, mit denen wir Menschen nichts zu tun haben. Die Spanne eines einzigen Menschenlebens allerdings reicht uns, um die Fruchtbarkeit ganzer Landstriche auf Dauer zu vernichten. Denn die oberste Schicht der Erde, auf der und von der wir leben, hat zwar Millionen Jahre des Aufbaus gebraucht, ist aber doch nur eine Winzigkeit, die schnell wieder verloren sein kann.
Versuchsgebiet Hühnerwasser Fotos: Forschungsplattform Hühnerwasser

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Wie lange dauert es eigentlich, bis toter Boden wieder belebt wird? Wann kommen die ersten Pflanzen und wann die ersten Bodentiere, und wie kommen sie? Und wann ist ein toter Boden wieder so weit belkebt, dass andere von ihm leben können - am Ende auch wir Menschen? Um das herauszufinden wurde in der »Bergbaufolgelandschaft« der Niederlausitz für die Wissenschaft ein sechs Hektar großes Versuchsgebiet installiert: Das »Hühnerwasser« soll das Quellgebiet eines künftigen Baches werden, da wo früher mal einer abgebaggert wurde. Es bestand zunächst nur aus einer riesigen Kuhle mit Gefälle, die erst mit Lehm ausgekleidet und dann mit Sand aufgefüllt wurde. Dann warteten die Bodenforscher - aber nicht sehr lange. Denn die ersten neuen Bewohner kamen sehr bald in dem eben noch sterilen Boden an: Thekamöben und Wimperntierchen, und dann bald auch Fadenwürmer und Bärtierchen. Diese winzigen Bodentiere können nicht fliegen und kamen wohl doch durch die Luft. An den Füßen von Vögeln oder tatsächlich geflogen mit dem Wind. Nematoden und Bärtierchen zum Beispiel können sich selbst bei widrigen Bedingungen in sogenannte Kryptobiose versetzen. Dafür ersetzen sie das Wasser in ihren durchlässigen Körpern durch Zucker und lassen sich austrocknen. Sie werden klein und leicht und ein Windstoß kann sie mit dem trockenen Oberboden davon tragen. Bis allerdings der erste Regenwurm im jungen Boden ankommt, kann es weit über zehn Jahre lang dauern. Und bis dort etwas gewachsen ist, was wir Menschen ernten können, dauert es mindestens hundert Jahre. Und dann ist es nur Holz und noch lange nichts, was wir essen können …
Was nach dem Braunkohlebagger kommt: Erste Besiedelung durch Pflanzen im nieder- lausitzer Bodenfor- schungsgebiet Hühnerwasser.
Bärtierchen in Kryptobiose. Die Tiere ziehen die Beinchen an den Körper und lassen sich aus - trocknen. In diesem Zustand werden sie Tönnchen genannt. So können sie widrige Zeiten sehr lange überle - ben. So haben sie sogar einen Flug durchs Weltall überlebt - außen und ohne Schutz.
Foto: David Mark
Wenn (fast) nichts mehr hilft: Desertifikation - Wüstenbildung in Spanien Im Süden Spaniens lassen sich malerisch verfallende Fincas besichtigen, ehemals profitable Bauernhöfe, die jahrhundertelang die Menschen ernährten. Jetzt stehen sie in einer, von tiefen Erosionsgräben durchzogenen, stetig wachsenden Wüste.
Versuchsgebiet Hühnerwasser Fotos: Forschungsplattform Hühnerwasser